Kinderchirurgie Lörrach
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Hypospadie
(ventrale Fehlmündung der Harnröhre)
•
Definition / Ursache
Unter einer Hypospadie versteht man eine
angeborene Fehlmündung der Harnröhre beim
Jungen. Ungefähr jeder 200. Knabe kommt
heutzutage mit einer Hypospadie zur Welt. (Im
Vergleich dazu kommt eine Lippen Kiefer Gaumen
Spalte “nur“ bei jedem 500. Knaben vor). Die
Ursache für eine Hypospadie ist nicht endgültig
geklärt. Es gibt erbliche Formen. Daneben spielen
auch endokrinologische und umweltbedingte
Einflüsse eine Rolle.
Die Harnröhrenmündung kann bei dieser
Fehlbildung prinzipiell an jeder Stelle am
Unterrand der Penisschaftes liegen.
a: glandulär
b: (sub-) coronar
c: mid-shaft
d: penoskrotal
e: skrotal
f: perineal
Verbunden damit ist praktisch immer ein
unvollständiger Schluss der Vorhaut
("Vorhautschürze") sowie eine mehr oder weniger
starke Krümmung des Penisschaftes. Der
Schweregrad der Hypospadie wird sehr vom Grad
der Krümmung des Penis und der Position der
Harnröhrenöffnung bestimmt. Diese Krümmung
kann ihre Ursache in einer Verkürzung der Haut
an der Unterseite des Penis haben oder an einer
verkürzten Urethralrinne (das ist das Gewebe, das
sich eigentlich zur Harnröhre hätte entwickeln
sollen) liegen. Als dritte mögliche Ursache für die
Verkrümmung kommt eine Verkürzung der
Schwellkörper in Betracht. Leider kann man diese
Ursachen manchmal nicht bei der körperlichen
Untersuchung voneinander unterscheiden,
sondern muss das im Rahmen der ersten
Operation durch eine spezielle Untersuchung der
Schwellkörper herausfinden.
•
Diagnostik
Die Diagnose kann auf einen Blick gestellt werden.
Manchmal sollte bei sehr ausgeprägten Formen
eine endokrinologische (Hormon-) Abklärung und
eine genetische Abklärung durchgeführt werden.
Da manchmal auch Begleitfehlbildungen an den
Nieren vorkommen können, sollten diese auch
mittels Ultraschall abgeklärt werden.
Man erkennt gut die (Fehl-) Mündung der Harnröhre
(*) und die ausgeprägte Verkrümmung des
Penisschaftes – in diesem Fall bedingt durch eine
Verkürzung
der Haut (#)
•
Behandlung / Operation
Der ideale Zeitpunkt für die Operation liegt um
den ersten Geburtstag, da in diesem Alter die
Wundheilung sehr rasch verläuft und die Kinder in
der Regel gut mit dem Heilungsverlauf
zurechtkommen. Wir legen als Schiene für die
neue Harnröhre einen weichen Silikonschlauch
ein, über welchen der Urin abfließen kann. Dieses
wird nach 5-7 Tagen entfernt.
Ein wichtiger Bestandteil der Korrektur der
Hypospadie ist die Aufhebung der manchmal sehr
ausgeprägten Krümmung des Penisschaftes. Nur
auf diese Weise kann erreicht werden, dass der
Patient später einen geraden und normal großen
Penis hat. Die Rekonstruktion der Harnröhre kann
je nach Ausprägung des Befundes auch ein
mehrzeitiges Vorgehen erforderlich machen.
Manchmal entscheidet sich erst bei der ersten
Operation, ob ein einzeitiges oder mehrzeitiges
Vorgehen notwendig ist.
Wenn ein mehrzeitiges Vorgehen erforderlich ist,
dann wird nach der Aufrichtung des Penisschaftes
Gewebe für die zukünftige Harnröhre
transplantiert. Dazu verwenden wir entweder die
Vorhaut, oder Mundschleimhaut, die wir aus der
Unterlippe entnehmen. Das verheilt in der Regel
schnell und ohne Folgen. Im dritten Schritt wird
dann aus diesem Transplantat eine Harnröhre
geformt. (sog. STAC Repair: Staged Tubularized
Autograft Repair for Primary Proximal Hypospadias
with 30-Degree or Greater Ventral Curvature.
Snodgrass W, Bush N. J Urol 2017 Sep;198(3):680-
686)
Bei einem einzeitigen Verschluss wenden wir das
sog. TIP – Verfahren (Tubularized incised plate
(TIP) hypospadias repair) an:
Dabei wird die Urethralrinne aus der Eichel
heraus präpariert und zu einer neuen Harnröhre
verschlossen. Zur Schienung verbleibt ein weicher
Katheter in der Harnröhre, der nach ca. 1 Woche
wieder entfernt wird. Das geschieht dann
ambulant in der Sprechstunde. Im Anschluss
muss dann die Eichel regelmäßig mit z.B.
Bepanthen© oder Aquaphor© Salbe eingecremt
werden. Es müssen keine Fäden entfernt werde.
Der stationäre Aufenthalt beträgt ca. 2-3 Tage, je
nach Schweregrad der durchgeführten Operation.
•
Nachbehandlung
In der Nachbehandlung sind regelmäßige
Kontrollen mit Überprüfung des Urinflusses
(Uroflow) erforderlich. Diese Untersuchung gelingt
aber erst, wenn der Knabe auf Kommando
Wasserlassen kann. Wenn nach 6-12 Monaten
alles in Ordnung ist, brauchen Sie in der Regel
nicht mehr zu weiteren Kontrollen in die
Sprechstunde kommen. Komplikationen, die bei
der Operation auftreten können sind zum einen
die Nahtundichtigkeit (Fistel) und die Verengung
der neuen Harnröhrenöffnung (Meatusstenose).
Auch wenn die Rate der Komplikationen niedrig
ist, kann es manchmal notwendig sein, ca. 6
Monate nach der ersten Operation einen
erneuten Eingriff vorzunehmen, um z.B. eine Fistel
zu verschließen.
Regelrechtes Ergebniss